„In about the same degree as you are helpful, you will be happy“ Karl Reiland
Nun haben wir fast vier Monate in Australien verbracht und blicken ein wenig wehmütig zurück. Vor allem die Menschen haben die Zeit unvergesslich gemacht, denn die Offenheit, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit der Australier hat uns immer wieder begeistert. In Australien gibt es unerwartet viel Bürokratie, doch bei Problemen kommt die „No worries“ Mentalität sofort zum Vorschein. Wir konnten kein Problem finden, das nicht bereitwillig von jemandem gelöst wurde. Auch wenn die gefragte Person gar nichts damit zu tun hatte, war die Hilfsbereitschaft stets umwerfend. Australier halten gerne ein Schwätzchen und teilweise ist das schon fast anstrengend, aber unsere Gespräche gingen so oft über einen belanglosen Small-Talk hinaus, dass es immer wieder spannend war neue Leute zu treffen. Die Offenheit der Australier spiegelt sich auch in ihrer Reiselust und wieder und wir hatten tolle Unterhaltungen über Gott und die Welt. Sicher hat uns das Reisen mit dem Motorrad viele Türen geöffnet und viele Kontakte geschaffen. Oft wurden wir auf ein Bierchen oder sogar zum Essen eingeladen, obwohl man nur ein paar Worte gewechselt hatte. Im Vergleich zur deutschen Distanz war das für uns doch sehr beeindruckend.
Uns gefiel vor allem das Outdoor-Leben der Aussies. Ständig unterwegs mit ihren kernigen verdreckten Landcruisern (die ihren Allradantrieb und den Schnorchel nicht für die Fahrt zu Eisdiele benötigen, wie dies bei den SUV’s in Deutschland meist der Fall ist ;-)), auf dem Dach das Surfboard und die Campingausrüstung und im Kofferraum alles, was man für ein dickes fettiges Barbecue benötigt. Der kulinarische Genuß wird in Australien allerdings nur von sämtlichen asiatischen Mitbürgern gerettet. Sushi und indisch waren unsere absoluten Favoriten, denn das übliche Aussie-Essen besteht meist nur aus Massen an gegrilltem Fleisch und Bier. Engländer halt 🙂 Verzeiht mir die Pauschalisierung, aber alles was ich hier schreibe sind natürlich nur meine persönlichen Eindrücke. Da in Australien etliche Nationalitäten zusammenleben, gibt es hier selbstverständlich große Unterschiede. Trotzdem ist es beeindruckend, wie entspannt und harmonisch die Menschen hier miteinander umgehen. Auch erscheinen uns Australier sehr viel offener gegenüber Neuem. Wir trafen bspw. Leute, die einfach mal für ein Jahr auf einer Farm gearbeitet haben, weil sie Lust dazu hatten, um anschl. wieder in ihre besser bezahlten Jobs im Krankenhaus zurückzukehren. Man stelle sich sowas in einem deutschen Lebenslauf vor… Nach unserem Eindruck hat man hier viel mehr Freiheiten und als gut ausgebildeter Mensch auch sehr gute Möglichkeiten. Die Frage nach dem Beruf kommt bei Unterhaltungen erheblich später als wir dies gewohnt sind oder sogar gar nicht. Man ist hier scheinbar mehr an der Person als an deren Status interessiert. In den großen Städten ist der Streßfaktor und alles was dazugehört sicher genauso vorhanden, wie überall sonst auf der Welt, aber sobald man sich von dort entfernt fühlt man sofort den Unterschied.
Aus der Sicht eines Motorradfahrers war unser persönliches Highlight in jedem Fall Tasmanien. Einfach nur ein Traum aus kurvigen Straßen, genialen Aussichten und grüner Wildnis. Das sollte man bei einem Australientrip unbedingt mit einplanen.
Oft haben wir auf unserem Trip trotzdem etwas vermisst. Eine wirklich eigenständige Kultur sucht man in Australien vergebens (Aborigines ausgenommen). Auch ist die „Life is a beach“ Mentalität für einen Urlaub ja super, aber auf Dauer irgendwie zu wenig. Irgendwie haben wir die Seele Australiens mit den zuvor vermissten Ecken und Kanten dann aber doch im Outback gefunden. Es ist kaum zu erklären, aber uns hat das unendliche Nichts mit den kauzigen Leuten einfach super gefallen. Hier ist das Leben eindeutig anders und in jedem Fall erheblich langsamer, als wir es gewohnt sind. Vielleicht wird Michi ja doch noch ein echter Cowboy und ich das Cowgirl mit schwingedem Lasso… Ist doch eine lustige Vorstellung, oder???
In jedem Fall danken wir all den tollen Leuten, die wir in Australien getroffen haben für ihr offene und liebenswürdige Art.
Diesen Satz werden wir auf jeden Fall niemals mehr vergessen:
NO WORRIES, MATE
Unsere persönlichen Highlights
- Chillen und Skydiving in Mission Beach
- Jeep fahren auf Frazer Island
-
Sternenhimmel im Outback bestaunen
-
am Seven Mile Beach einsam in den Sonnenuntergang joggen (Michi)
-
die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Ozzis
-
Wombat knuddeln in Tasmanien (Conny)
Motorradtouren
-
Tour über Mount Beauty, Victoria
-
Tour durch die Western Wilderness zum Gordon Dam, Tasmania
-
Touren im Norden von New South Wales (O’Reillys, Nimbin, etc.)
Und hier noch einige Fakten:
-
Gefahrene Strecke mit dem Motorrad: 14.289 km
-
Aufenthalt in Australien: 113 Tage
-
Fahrtage: 51
-
Durchschnittl. Strecke pro Fahrtag: 280 km
-
Längest Etappe: 534 km
-
zurückgelegte Strecke im Outback: 1.862 km
-
zzgl. Jeepfahrt auf Frazer Island, Flug nach Alice Springs, Fährfahrt nach Tasmanien etc. 🙂
- Höchster erreichter Punkt: 1770 Meter
Was ist alles kaputt gegangen?
-
2 Handys (1 durch Aufprall bei 70 km/h auf Beton 🙂 1 einfach so…mittlerweile sind beide wieder sehr kulant ersetzt worden)
-
Laptop Festplatte (durch DELL Australien nach ein paar umständlichen Telefonaten aber sehr schnell ersetzt)
-
Wackelkontakt in Helm zu Helm Kommunikation. Bis dato halten die Dinger allerdings…toi toi toi
-
beide Reissverschlüsse an den Zelteingängen schliessen manchmal nicht mehr
-
1 Isomatte platt. Selber geflickt.
-
1 Reifen platt. Selber geflickt.
-
1 Halterung der Touratech Alu Kisten abvibriert. (Schnell nachgeliefert von TT Australien)