„Certainly, travel is more than the seeing of sights; it is a change that goes on, deep and permanent, in the ideas of living.“ Miriam Beard
Im Rückblick war unsere Reise durch Südamerika spannend und nach Australien und Neuseeland eine große Veränderung. Nachdem dort alles recht einfach von der Hand ging, wurden wir in Südamerika doch vor einige Herausforderungen gestellt. Ersatzteile zu besorgen ist fast überall in Südamerika eine zeitraubende und teils kreative Aufgabe. Der Verkehr kennt keine Regeln. Die Natur ist atemberaubend, aber die großen Höhen oft auch sehr anstrengend. Wir haben tolle Leute kennengelernt, die ebenfalls auf ihren Motorrädern durch die Lande gekurvt sind und wir haben sensationelle Aussichten genossen. Die Anden waren auf jeden Fall ein absolutes Highlight unserer gesamten Reise. Oft haben wir Menschen getroffen, die sehr einfach leben und deren Alltag sich von unserem so extrem unterscheidet, dass man sich ein solches Leben kaum vorstellen kann. Aufgrund der Sprachbarrieren war es leider nicht immer möglich so tiefgehende Informationen über das Leben und die Einstellungen in Südamerika zu erfahren, wie in Australien oder Neuseeland. Die Frage woher man kommt und wieviel Kubikmeter das Motorrad hat ist aber überall Standard und durch das Motorrad kommt man ohnehin immer in Kontakt mit Einheimischen.
Generell haben wir die Menschen als freundlich und neugierig empfunden. Als Motorradreisender hat man seit Che Guevara hier in jedem Fall einen Bonus und oft bekommt man im Vorbeifahren „Daumen hoch“ angezeigt oder Kinder winken begeistert vom Straßenrand. In manchen Gegenden wird man allerdings auch nur ungläubig angestarrt und die Menschen scheinen etwas distanziert. Von den wenigen Hunden abgesehen, die den Versuch starten einem im Vorbeifahren ans Bein zu springen, haben wir uns aber nie unsicher gefühlt 🙂 Auch die Polizei und die Grenzübergänge waren absolut unproblematisch. Allerdings lässt man sein Motorrad über Nacht nie auf der Straße stehen, sondern stellt es stets mit ins Hotel und wenn man es einfach direkt vor die Rezeption fährt…. Für die Südamerikaner ist dies aber normal und stellt daher auch selten ein Problem dar. Unsere eindeutigen Favoriten auf der Reise waren Bolivien und Ecuador. Bolivien ist noch sehr ursprünglich, überall sieht man Indios in typischer Kleidung und die Natur ist extrem abwechslungsreich. Vom Salzsee auf dem Altiplano bis zu Dschungellandschaften in den Yungas und der atemberaubenden Stadt La Paz hat Bolivien alles zu bieten. Aufgrund der schlechten oder nicht vorhandenen Straßen bietet es darüber hinaus viel Raum für richtige Abenteuer 🙂 Ecuador ist dagegen schon weiter entwickelt. Die Menschen waren extrem offen und hilfsbereit und wir haben uns rundum wohl gefühlt. Die Vulkanlandschaften und grünen Wälder haben uns nach dem staubigen Peru sehr begeistert. Chile und Argentinien sind die am weitesten entwickelten Länder in Südamerika, aber der Norden ist sehr trocken. Dort hat uns bei einem vorherigen Trip der Süden mit seinem grünen Patagonien besser gefallen.
Motorradfahren in Südamerika erfordert in jedem Fall etwas Konzentration. Am Rand der Hauptstraßen findet man spielende Kinder, kreuzende Motorradtaxen, Hunde, Schafe, Ziegen, Schweine, Lamas und vieles mehr. Das Leben spielt sich generell meist an den Hauptstraßen ab und kommt man durch eine Großstadt verläuft diese auch stets mitten durchs extrem geschäftige Zentrum. Man muss immer damit rechnen, dass einem irgendetwas vors Motorrad springt oder fährt. Zudem werden jegliche Verkehrsregeln konsequent ignoriert. Geschwindigkeitsbeschränkungen werden nicht beachtet, auch die Polizei selber heizt oft an uns vorbei; beim Losfahren schaut man nicht ob die Straße frei ist, sondern fährt einfach los und es herrscht eindeutig das Gesetz des Stärkeren. Da allerdings meist langsam gefahren wird, kommt man mit einer passiven Fahrweise überall recht gut durch. Mit der Zeit lernt man sich durch den dichten Verkehr durchzuschlängeln und oft macht es sogar richtig Spaß. Lediglich in Peru und noch mehr in Kolumbien fanden wir es sehr anstrengend. In den Bergen Kolumbiens gleicht das Fahren eher einem Rennen, das mit absoluter Rücksichtslosigkeit gefahren wird.
Südamerika hat uns einige unserer Grenzen aufgezeigt: einen Platten auf 4.400m, schwierige Straßen in Bolivien (vor allem in den Yungas), wahnsinnige Fahrer in Kolumbien, unangenehme Begleiterscheinung in großer Höhe, ein Zusammenstoß mit einem Schaf und das ständige Übernachten in lauten mit Menschen vollgestopften Städten waren für uns echte Herausforderungen. Andererseits war jeder Tag voller Überraschungen und nie langweilig. Wir haben eine ganz andere Welt kennenlernen dürfen und erstaunlicherweise haben uns die ärmsten Länder Bolivien und Ecuador in Südamerika am besten gefallen. Die vielen tollen Menschen, die wir kennengelernt haben, sowohl Reisende als auch Einheimische, machen unseren Trip in jedem Fall unvergesslich.
Unsere persönlichen Highlights:
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Argentinien/Chile – Andenüberquerung über den Paso Agua Negra
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Bolivien – Ruta de la Muerte
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Bolivien – Salar de Uyuni
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Bolivien – Ausblick über La Paz
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Ecuador – Vulkanlandschaften und super freundliche Menschen
- Ecuador – Indio Fiesta in Otavalo
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Unsere Tour durch die Yungas in Bolivien war ziemlich abenteuerlich und anspruchsvoll. Trotz einiger Downs zählt die Tour aber trotzdem zu den Highlights unserer Reise.
Unsere Lowlights :
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Verkehr in Kolumbien
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Im Norden gibt es kaum Möglichkeiten zu campen und man ist daher ständig in Städten und Hostals
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Höhenkrankheit
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Beschwerliche Besorgung von Ersatzteilen
Hier noch einige Fakten:
- Gefahrene Strecke mit dem Motorrad: 14.340 km
- Aufenthalt in Südamerika: 114 Tage
- Fahrtage: 59
- Durchschnittl. Strecke pro Fahrtag: 241 km
- Durchschnittliche Geschwindigkeit: 55,8 km/h
- Längste Etappe: 479 km
- Höchster erreichter Punkt: 4.875 Meter
Was ist alles kaputtgegangen?
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2 platte Reifen
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Michi’s Zündschloß
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Conny’s Ventilator am Kühler fest durch Dreck
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Conny’s Benzin Einspritzung verdreckt, Maschine ging aus
- Michi´s Helm (Verschluss abgerissen)
- Deckel des Touratech Koffers (Halterung abgerissen…Nachwirkungen des Unfalls)
- Michi´s Knie
- 1 Schaaf